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Die hohle und die steife Seite des Pferdes...

...oder das Pferd und seine natürliche Schiefe

Auf der hohlen Seite des Pferdes sind die Bänder, Sehnen und Muskeln leicht verkürzt. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass sie auf der anderen Körperseite mehr gedehnt sind. Diese Asymmetrie führt beim Pferd dazu, dass das Hinterbein der der hohlen Seite weiter unter den Schwerpunkt tritt als das der steifen Seite, automatisch wird die Vorhand der steifen Seite mehr belastet. Für ein Pferd das nicht geritten wird stellt dieses Ungleichgewicht kein großes Problem dar, denn es muss lediglich sein eigenes Ungleichgewicht ausbalancieren. Erst wenn der Reiter ins Spiel kommt, führt das zu einer gesteigerte Fehlbelastung, da das Pferd nun sich und den Reiter im Gleichgewicht halten muss. Auch kann eine unruhige und/oder steife Reiterhand die natürliche Schiefe negativ beeinflussen. Dies kann nicht nur zum großen körperlichen Problem werden sondern meiner Meinung nach auch zu einem psychischen. Das Pferd ist von der Nasen- bis zur Schweifspitze auf Flucht ausgerichtet. Leidet das Pferd an einer Dysbalance des Körpers, kann dies seine Reaktionsfähigkeit verlangsamen, d. h. im Falle einer möglichen Fluchtsituation käme das Pferd, auf Grund seiner körperlichen Beeinträchtigung, nicht schnellgenug vom Fleck. Es erklärt sich von selbst, dass dies zur vermehrtem Stress und Unsicherheit des Pferdes führen kann.

 

Wie erkenne ich die hohle/ steife Seite meines Pferdes?

Beim Longieren

Pferde laufen auf der holen Seite im Zirkel deutlich besser. Der Kopf ist meist leicht nach innen gestellt und das Pferd ist in der Lage den Zirkel zu vergrößern. Das erklärt sich ganz leicht dadurch, dass die Muskeln dieser Seite etwas verkürzt sind und das Pferd daher leicht gebogen ist. Longieren wir unser Pferd nun auf der anderen, der steifen Seite, fällt uns auf, dass es den Kopf nach außen stellt, den Hals steif macht und über die innere Schulter in den Zirkel fällt und somit dazu neigt ihn zu verkleinern. Die verkürzte, hohle Seite des Pferdes soll sich plötzlich dehnen, das kann unangenehm und teilweise auch schmerzhaft sein. Manchmal zeigen Pferde auch stärkere Abwehrreaktionen indem sie bocken oder sich verwerfen.

Beim Reiten

Der Zügel der hohlen Hand ist eher locker, während der Zügel auf der steifen Seite mehr belastet wird und die Pferde auf dieser Seite gerne als unnachgiebig beschrieben werden. Wie beim Longieren, funktionieren auch beim Reiten die Übungen auf der hohlen Seite besser. Oft sieht/fühlt man, dass das Reiterbein auf der steifen Seite leicht vom Pferd weg steht und auf der hohlen Seite schön anliegt.

 

Was kann ich tun um der natürlichen Schiefe entgegen zu wirken?

Geraderichten lautet das Zauberwort! Die Geraderichtung des Pferdes führt zu einer gleichmäßigen Belastung auf allen vier Beinen und einer Verbesserung des Taktes.

Übungen hierzu können sein

Schulterherein

Travers

Renvers

Häufige Handwechsel

aktive Dehnung (z. B. Karottenübung)

In der Regel empfehle ich dies Übungen vom Boden auszuführe, zum einen fällt es dem Pferd leichter wenn es nur für sein eigenes Gleichgewicht sorgen muss, zum anderen lässt sich die Richtigkeit der Ausführung der Übungen vom Boden aus besser kontrollieren.

Egal ob vom Boden oder vom Sattel, zu Beginn sollte das Training so aussehen:

  - kurze Trainingssequenzen – lange Pausen zum Dehnen und Entspannen

(Vorwärts-Abwärts-Dehnung forcieren)

  - weniger Zügelaktion – mehr Beinarbeit

(dies sollte immer ein Ziel zur langfristigen Gesunderhaltung des Pferdes sein!)

 

Des Weiteren rate ich dazu, unter Anleitung eines erfahrenen Trainers an der Geraderichtung des Pferdes zu arbeiten. Auch ist es in vielen Fällen notwendig einen Therapeuten hinzuzuziehen der durch die manuelle Arbeit  für eine langfristige Lockerung der Muskulatur sorgt.

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